Trennen und Filtern im ungebundenen Oberbau: Vliesstoff, ein Mythos?

Von André Dubrall

Wir beobachten im internationalen Umfeld - vor allem in den USA, in Großbritannien und Skandinavien - einen Sinneswandel und den zunehmenden Trend, auf Vliesstoffe bzw. Kombigitter zu verzichten.

Vliesstoffe und Kombinationsprodukte aus Geogitter mit Vliesstoff (so genannte Kombigitter) werden häufig eingesetzt, wenn eine "Durchmischung" des Untergrundes aus feinkörnigem Material mit der Tragschicht aus grobkörnigem Schüttmaterial befürchtet wird. Verkehrslasten oder andere zyklische Beanspruchungen können Feinkornverlagerungen begünstigen. Vielfach wird in Deutschland die Verwendung von Vliesstoffen oder Kombigittern als selbstverständlich erachtet. Es wird jedoch nicht geprüft, ob ein Vliesstoff oder die Vliesstoffkomponente eines Kombigitters tatsächlich erforderlich ist. Damit wird zwar einerseits möglichen Risiken vorgebeugt, andererseits werden oft unnötig Ressourcen verbraucht, Baukosten und Emissionen erhöht. Beim Rückbau können zusätzlich hohe Entsorgungskosten für wassergesättigte, verschmutzte Vliesstoffe anfallen.

Mit Ausnahme weniger Einzelfälle kann – wie Tests und langjährige Erfahrungen zeigen - für die meisten Bauvorhaben bereits allein mit stabilisierenden Geogittern von Tensar eine ausreichende Trennung zwischen feinkörnigem Baugrund und Tragschicht erreicht werden. Hingegen kann die Durchlässigkeit von Vliesstoffen und anderen Geotextilien über eine lange Nutzungsdauer beeinträchtigt werden, wenn deren Öffnungen sich mit der Zeit mit Feinpartikeln zusetzen. Infolgedessen kann sich Stauwasser bilden, das die Tragfähigkeit der Konstruktion negativ beeinflusst.

In Labor- und Felduntersuchungen wurde beim Einsatz stabilisierender Geogitter von Tensar mit geeignetem Tragschichtmaterial auch ohne Vliesstoffkomponente eine ausreichende Trennung festgestellt:

GROSSMASSTÄBLICHE LABORVERSUCHE

Tensar setzt seit über 30 Jahren Geogitter zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften von Tragschichten ein. In verschiedenen Großversuchen wurde vorrangig die erhöhte Leistung getestet. In einigen Fällen wurden Testabschnitte freigelegt und der Übergangsbereich am Planum untersucht:

  • „Bei allen Testabschnitten [wurde] keine Vermischung des Untergrundes und der Tragschicht festgestellt, …“. [Versuchsreihe FHWA/MT-99 001/8138, Department of Civil Engineering der Montana State University für US-Federal Highway Administration (FHWA) und Montana Department of Transportation]
  • „Das Geogitter trennt das Untergrundmaterial unterhalb [der Tragschicht] und verhindert oder begrenzt das Ausmaß von Deformationen im Untergrund, die durch Eindringen in oder durch die Tragschicht entstehen.“ [Versuchsreihe DOT/FAA/RD-92/25, Geotechnisches Labor der U.S. Army Corps Engineers Waterways Experiment Station]

IN DER PRAXIS

Die Trennwirkung von Geogittern zwischen Tragschicht und Baugrund wurde auch praktisch nachgewiesen. In diesen Fällen wurde das Geogitter direkt auf dem Planum über dem Baugrund verlegt und die Tragschicht eingebaut. Nach jahrelangem Betrieb der Verkehrsfläche wurde die Tragschicht freigelegt, um festzustellen, ob sich eine relevante Durchmischung zwischen Baugrund und Tragschicht ergeben hat. Das nachstehende Foto zeigt, dass stabilisierende Tensar-Geogitter die Trennung effektiv aufrechterhalten. Der geogitterstabilisierte Übergang zwischen Planum und Tragschicht wurde freigelegt:

  1. Das Geogitter ist flach und eben
  2. Die Trennfläche ist scharf begrenzt. Es gibt keine Hinweise auf Feinkornverlagerung, Staunässe und Deformationen des Untergrundes

Screenshot 2023-09-20 133544

 

 

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